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Nimm das Rennen um den Sieg auf!

Insel der Männer

Playboy artikel juni 2005

Isle of Man
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Die Tourist Trophy auf der Isle of Man ist nicht nur die Kampfdisziplin der tollkühnen Männer schlechthin. Das Rennen über 60 Kilometer ist auch die Kultstätte der Rekorde.

Der Sieger der ersten Tourist Trophy, Charlie Collier, benötigte mit seiner fünf PS starken 431-Kubik-Matchless vier Stunden und acht Minuten – seine Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 61,5 Stundenkilometern.

Der aktuelle Rekord der Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 201,77 km/h – aufgestellt vom Vorjahressieger John McGuinness.

Der Erste, der die 60 Kilometer in weniger als 18 Minuten meisterte, war der neunfache TT-Sieger David Jefferies: 2003 bezahlte er seine Rennpassion bei einem Trainingslauf mit dem Leben.

Offiziell forderte das Rennen auf der Isle of Man in seinem 98-jährigen Bestehen rund 200 Tote – die wahre Zahl der Opfer wird auf 1000 geschätzt.

Der Mann, der die 60-Kilometer-Runde als Erster in weniger als 18 Minuten fuhr, war sofort tot. „Du musst absolut wissen, was du tust“, sagte der neunfache TT-Sieger ein Jahr vor dem Unglück. „Und akzeptieren, dass du vielleicht in einer Holzkiste nach Hause kommst.“

Jefferies' 1000er-Suzuki traf einen Telefonmast, das Kabel riss den nachfolgenden Schotten Jim Moodie vom Bike und würgte ihn fast. Nach der Ankunft im Krankenhaus umgarnte Moodie die Krankenschwestern und tat so, als wäre nichts gewesen – zwei Tage später saß er wieder im Sattel.

„Ich denke, meine Zeit ist noch nicht gekommen“, kommentierte er trocken.

Markus Barth kannte die Helden der Trophy alle persönlich: Jefferies, Moodie und Vorjahressieger John McGuinness, der mit ansehen musste, wie sein bester Freund Jefferies starb.

Auch Joey Dunlop, unvergessener „König der Isle of Man“, hat er getroffen: „Das war 1996 bei einem Rennen auf dem Frohburger Dreieck. Ich dachte mir: Was ist das für ein komischer Vogel?“ Dunlop kam allein, ohne Mechaniker, und startete mit einer Zweitakt-250er, die aus einem wenigen Kilometern entfernten Motorradsport-Haus stammte. Eine Stunde später stand Barth neben ihm auf dem Podium – der Ire hatte das Rennen souverän gewonnen.

Dunlop, Barbesitzer aus dem irischen Ballymoney, siegte bei der TT 26-mal. Ein Kettenraucher mit einer Schwäche für alkoholische Getränke, dessen Helm sogar eine Halterung für die letzte Kippe vor dem Start hatte.

Ein stiller, konzentrierter Fahrer. Vor fünf Jahren holte er sich auf der Isle of Man seinen letzten Pokal. Wenige Wochen später starb er bei einem Rennen in Estland frontal gegen einen Baum.

„Warum muss ich tot sein, wenn ich noch lebe?“

Vokabeln wie „Zufall“ oder „Pech“ existieren in Barths Vokabular nicht. Wenn er von Macau und dem vergangenen Jahr erzählt, zieht er die Schulter ausgiebig, bevor er sagt: „Da habe ich einen Fehler gemacht.“

Tödliche Unfälle von Kollegen blenden ihn nicht aus, er studiert sie: „Ich will wissen, was da passiert ist.“

Paul Phillips, Fahrerbetreuer bei der Trophy, schätzt an Barth diese analytische Vernunft. „Markus ist nicht nur talentiert, er hat auch die richtige Mentalität: Er denkt nach und überschätzt sich nicht.“ Seit sechs Jahren bittet Phillips den Deutschen, bei der TT mitzufahren.

Sechsmal lehnte er ab, weil ihm das in seinen Werksfahrer-Verträgen verboten war. Zu gefährlich. Doch seit diesem Jahr hat er seinen eigenen Rennstall „Barthlines“. Er startet in der Formula-One-Klasse bis 1010 Kubik.

Der Königsklasse für große Jungs. Die Suzuki GSX-R 1000 modifizierte er mit zwei Mechanikern. Start: 175 PS wie in der Serienversion, der Bolide: 212 PS. Allein eines der Titanpleuel kostet 2000 Euro.

Phillips schätzt, dass „Markus unter den Top 25 landet, gewinnen könnte er 2007.“

Der letzte deutsche Einzelfahrer, der hier gewann, war „Schorsch“ Meier. Das war 1939. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 144 Stundenkilometern – seinerzeit sensationell schnell.

Seither machte die technische Entwicklung die Maschinen rasanter. Nur der Streckenverlauf ist geblieben, nur die Rennfahrerpersönlichkeiten haben sich geändert.

Ob das TT-Rennen überlebt hätte, wäre es irgendwo anders ausgetragen worden? Möglich ist das Rennen ohnehin nur, weil auf der Isle of Man ein eigenes Parlament regiert, das sich den Luxus, die EU aus dem Rennen zu halten, leistet.

1971 wurde der TT vom obersten Motorsport-Verband der WM-Status entzogen – zu gefährlich.

Das nährt den Mythos von Härte: „Das Motorrad, das die TT gewinnt“, erzählt Barth, „verkauft sich am besten.“

„Die Fahrer lockt nur die Siegprämie – rund 30.000 Euro pro Klasse. Es ist auch der Heldenstatus. Unter den Fahrern herrscht eine Verbundenheit, die es außer auf der Isle of Man gibt.“

„Bei allen anderen Rennen hast du Feinde“, sagt Barth, „auf der Insel sind alle Freunde. Denn hier geht’s ums Leben.“